Entschleunigung – Mein Beitrag zur Blogparade

Entschleunigung ist ein seltsames Wort. Stress und Bremse waren die ersten Assoziationen, die mir dazu in den Kopf kamen. Wenn ich jedoch genauer darüber nachdenke, dann fühle ich eher Ruhe, Sicherheit und Entspannung dabei. Das liegt daran, dass der Prozess der Entschleunigung selbst ein langsamer ist. Ich trete gerade nicht mit Vollkaracho auf die Bremse und komme abrupt zum Halt, sondern nehme langsam Tempo raus, sodass ich ruhig und sicher von der Autobahn abfahren kann.

Das Bild mit der Autobahn ist eine wunderschöne Allegorie, wie unser modernes Leben sein könnte. Manchmal muss es schnell gehen und wir haben sichere Methoden geschaffen, wie wir unser Reiseziel in Windeseile erreichen können. Dabei ist alles klar geregelt und wir können uns darauf verlassen, dass diese Art zu reisen uns nicht überfordert. Wir fahren langsam auf die Autobahn, beschleunigen und wenn wir unser Ziel erreicht haben, fahren wir langsam wieder runter und gehen in ein gemächlicheres Tempo über.

Leider sieht die Realität oft anders aus. Wieviele von uns brettern mit Vollgas über die Landstraße? Beschleunigen auf dem Fußgängerweg und riskieren es, andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr zu bringen? Natürlich meine ich das nur metaphorisch. Aber ist es nicht oft so, dass gerade keine Autobahn weit und breit zu sehen ist, wenn wir glauben voll aufdrehen zu müssen?

Und andersherum: Benehmen sich unsere Mitmenschen nicht oftmals so, als wären sie auf einer Autobahn, rasen ohne Sinn und Verstand und bringen uns in Bedrängnis? Sehen wir vor blinkenden Lichtern und widrigen Wetterverhältnissen unser Ziel überhaupt noch? Fühlst auch du dich dazu gedrängt, schneller zu fahren, als du möchtest, weil irgendein Idiot hinter dir die Lichthupe betätigt?

Die Welt ist schnell geworden

Es wird oft gesagt, dass unser Leben sehr schnell geworden ist und es stimmt ja auch, wenn wir unsere Situation mit der von vor hundert Jahren oder auch nur mit der von vor zwanzig Jahren vergleichen. Ich hatte 2003 noch kein Handy, das mich permanent mit Benachrichtigungen bombardiert hat. Wir können das objektiv festhalten ohne deswegen in eine Schockstarre zu verfallen.

Ganz entziehen können wir uns dieser gesellschaftlichen Situation sicher nicht, aber vielleicht können wir dem entgegen wirken und zumindest unseren eigenen kleinen Kreis entschleunigen. Dazu müssten wir überlegen, was es genau ist, dass uns so überfordert und wie wir dem entgegen wirken können. Ich hoffe, dass wir im Rahmen der Blogparade viele Ideen erhalten, was und wie wir entschleunigen können.

Nachrichten und Werbebotschaften

Zumindest den ewig schlechten und dazu noch nach Clickbait heischenden Nachrichten kann man sich eigentlich ganz gut entziehen, sofern man dies denn möchte. Ich persönlich bin der Meinung, dass die wirklich wichtigen Nachrichten mich immer irgendwie erreichen werden und es nicht nötig ist, die weltpolitische Lage aktiv zu verfolgen. Das ist natürlich eine Art Biedermeier-Haltung, ein Rückzug ins Private, der vielleicht nicht für jeden in Frage kommt. Aber zumindest eine Zeit lang könnte man das durchaus praktizieren und dann entscheiden, ob das ein dauerhafter Lifestyle werden soll.

Werbebotschaften zu entkommen, ist da schon deutlich schwieriger, da man ihnen praktisch ÜBERALL begegnet. Das sind ja nicht nur Plakate und Videowerbungen, sondern auch Online-Werbung und gerade die Retargeting-Werbung, die einen überall verfolgt, nachdem man z. B. einen Online-Shop besucht hat, ist eine richtige Plage, die sicher schon Menschen in den Wahnsinn getrieben hat. Zum Glück kann man dem mit Adblockern ein bisschen gegensteuern.

Social Media

Gerade die jüngeren Videoplattformen (zählen die überhaupt noch als soziale Medien?), wie TikTok und Instagram Reels sind eine massive Reizüberflutung, die möglicherweise sogar süchtig machen können. Auch traditionellere soziale Medien wie facebook und X (ehemals Twitter) können unser Gehirn überfordern und zu FOMO führen. Es gilt also, diese Inhalte in Maßen zu konsumieren und sich davon nicht zu stark aus der Bahn werfen zu lassen.

Das ist leichter gesagt als getan. Es ist ja auch schön, sich inspirieren zu lassen und auf neue Ideen zu kommen. Bei mir hat beispielsweise Instagram dazu geführt, dass ich diverse neue Hobbies ausprobiert habe. Ich habe nicht nur Handstand trainiert, sondern mir auch einen Hula Hoop Reifen und ein Paar Rollschuhe besorgt. Aber das ist letzten Endes auch nur eine Art von FOMO.

FOMO – Fear of Missing Out

FOMO ist die Angst, etwas zu verpassen, die einen gleichzeitig unfähig macht, sich für etwas zu entscheiden. Wer unter FOMO leidet, kann durchaus paralysiert sein und am Ende gar nichts machen. Oder die Person bereut ihre Entscheidung im Nachhinein. Zum Beispiel wollen mehrere Freunde zu einem Konzert gehen, während andere ins Kino wollen, die Person entscheidet sich fürs Kino und sieht dann Fotos von dem Konzert, die so toll aussehen, dass sie ihr den Kinobesuch madig machen.

Es ist leicht zu sehen, wie darunter die Lebensqualität leidet. Meiner Ansicht wurde das Phänomen schon von Sartre ziemlich gut beschrieben: Der Schmerz der Anderen hat irgendwie mehr objektive Realität als der eigene Schmerz, da dieser immer nur indirekt und (medial) vermittelt ist. Das Gleiche gilt auch für Freude und eben tolle Erlebnisse. “Pic or it didn’t happen” ist ja ein Leitspruch geworden. Das was man empfindet und das, was man auf den Bildern sieht, ist eben überhaupt nicht vergleichbar.

Zu viele Termine und Großstadtleben

Für mich bedeutet Entschleunigung vor allem nicht zu viele Termine zu haben. Verpflichtungen hier, Verabredungen da, stressen mich ungemein und lassen mir nicht den Raum, meinen Geist wandern zu lassen. Das aber brauche ich, um in meiner Mitte zu bleiben. Wandern ist sowieso eine tolle Methode, um zu entschleunigen, ich denke aber auch an Haushaltsaufgaben. Vor allem Kochen gibt mir immer sehr viel Ruhe.

Von einem Termin zum nächsten zu hetzen ist echt das Gegenteil von Entschleunigung und führt mich zu meinem nächsten Punkt, dem Großstadtleben. Solange man zu Hause bleibt, gibt es eigentlich kein Problem, aber sobald man in den Öffis sitzt oder sich im Straßenverkehr befindet, geht der Stress los. In der Hinsicht hat man es auf dem Land sicher einfacher. Auch die lieben Nachbarn können Anlass für Ärgernis sein und viele Nerven kosten. Entschleunigen lässt sich das nur sehr schwer. Vor allem, wenn man die Vorteile schätzt, die das Stadtleben nunmal bietet.

Fazit

Vielleicht gibt es noch weitere Punkte, die man entschleunigen könnte. Auch wenn wir einige Dinge nicht oder nur bedingt beeinflussen können, gibt es doch sehr viel, das in unserer Hand liegt. Vor allem der Medienkonsum ist etwas, worüber wir ziemlich viel Macht haben. Und auch unseren Terminkalender können wir kontrollieren und darauf achten, dass wir Zeit für Pausen und Erholung haben.

Jetzt Du!

In welchen Bereichen möchtest du dein Leben entschleunigen? Bis zum 10. Dezember kannst du noch an meiner Blogparade teilnehmen.

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