Mein erster Text mit dem Hemingway KI Editor

Künstliche Intelligenz ist ja mittlerweile in ALLER Munde und die KI-Tools sprießen wie Pilze im Herbstwald aus dem Boden. Ich teste heute den Hemingway-Editor, ein KI-Tool, das dir Feedback zu deinem Text gibt. Ich verstehe noch nicht so ganz, wie das funktionieren soll, aber ich schaue mal, was passiert, wenn ich einfach in die Tasten haue.

Ich bin sicher, dass ich durch das Feedback der App meinen Schreibstil verbessern kann.

Feedback in WordPress

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir Feedback von einer Künstlichen Intelligenz hole. WordPress hat auch eine Funktion, mit der man Feedback von KI bekommen kann. Die Künstliche Intelligenz fasst den Blogpost zusammen und gibt Tipps, wie man ihn noch besser gestalten kann.

Leider erscheint dieses Feedback erst, wenn man schon den “Veröffentlichen”-Button gedrückt hat. WordPress lässt einen vor dem Veröffentlichen noch einige Optionen bestätigen, bevor der Artikel online geht. Und da findet man eben auch die Möglichkeit, den Artikel von der Künstlichen Intelligenz bewerten zu lassen. Das finde ich viel zu spät. Denn wenn ich auf Veröffentlichen gedrückt habe, habe ich mich schon lange genug mit meinem Text beschäftigt und will jetzt nicht nochmal von vorn anfangen und die KI-Verbesserungsvorschläge einarbeiten.

Zusätzlich fand ich das Feedback, das ich bisher bekommen habe, nicht so hilfreich. Was mir als Änderungsvorschlag präsentiert wurde, waren Sachen, die ich bewusst anders gemacht hatte, um mich von anderen Blogposts abzuheben. Und das ist auch die Gefahr, die ich beim übermäßigen Einsatz von KI-Tools sehe:

Ich finde, dass sich heutzutage schon die meisten Blogposts kaum voneinander unterscheiden, da sie alle denselben Richtlinien folgen. Mit dem Einsatz von KI-Tools wird das nur noch schlimmer werden. Wir haben dann tonnenweise Content, der gar nichts Besonderes hat und in höchstem Maße durchschnittlich ist. Vielleicht ist das eine große Chance für Autoren, zu überdurchschnittlichen Werken gezwungen zu werden, aber das soll nur eine Randüberlegung sein.

Feedback vom Hemingway Editor

Genug abgeschweift, zurück zum Hemingway Editor. Mittlerweile habe ich ausreichend Text produziert, um eine erste Auswertung zu wagen. Ein bisschen Bammel habe ich schon, mir das Feedback anzuschauen. Aber man sollte seinen Selbstwert wirklich nicht auf der Meinung einer Künstlichen Intelligenz aufbauen. Todesmutig klicke ich auf den Editier-Knopf.

Und siehe da, die App hat meinen Text gelb und rot verfärbt.

Hemingway Editor mit deutschem Text

Dabei steht gelb für schwierige Sätze und rot für sehr schwierige Sätze.

An dieser Stelle möchte ich dem Editor ein paar Texte von Kant vorsetzen, damit der mal ein paar wirklich schwierige Sätze zu Gesicht bekommt. Meine Sätze sind ja wohl gar nichts im Vergleich dazu. Aber gut, ich wollte das Feedback nicht persönlich nehmen. ^^

Man sieht deutlich, dass die App zwar Deutsch versteht, aber mit den Nuancen nicht umgehen kann. Die Kriterien auf der rechten Seite: Adverbien und Passiv sind charakteristisch für die englische Sprache, aber nicht fürs Deutsche. Vielleicht sollte ich die App spaßeshalber noch mit einem englischen Text von mir testen. Eventuell liefert das ja ein fruchtbareres Resultat.

Tatsächlich treten bei meinem englischen Text nun auch grüne und blaue Markierungen auf. Allerdings nur sehr wenige, was natürlich an der hohen Qualität meines Textes liegt. 😉

Hemingway Editor mit Englischem Text

Das automatisierte Feedback, das die Hemingway App gibt, ist leider nicht sehr umfangreich. Im Deutschen hat man eigentlich nur die Kategorien “schwer zu lesende Sätze” und “sehr schwer zu lesende Sätze” und man kann sich nicht mal sicher sein, dass die KI da ein anderes Kriterium als die Satzlänge verwendet. Ich finde, dass Sätze durchaus lang sein dürfen, obwohl ich vermutlich in Zukunft darauf achten werde, mich klarer auszudrücken. Kann es schaden?

Es braucht auf jeden Fall sprach-abhängige Lösungen. Schlechte Texte auf Spanisch sind eben nicht dasselbe, wie schlechte Texte auf Deutsch.

Verbesserungen von ChatGPT

Da die Hemingway App auf ChatGPT basiert, könnte man seinen Text auch direkt bei OpenAI eingeben und gucken, was man dort für Verbesserungsvorschläge bekommt.

Ich mache das natürlich und muss sagen, dass mir das Resultat wesentlich besser gefällt. Es ist allerdings sehr umständlich, das Feedback in den Text einzuarbeiten, da man eben keine farblichen Hervorhebungen hat. ChatGPT hat den Text einfach verändert und ich habe keine Möglichkeit zu sehen, welche Stellen davon betroffen sind. Also lege ich beide Texte nebeneinander und vergleiche.

ChatGPT hat tatsächlich die meisten Sätze umformuliert. Es klingt insgesamt stimmig, aber ich übernehme nur sehr wenige der Vorschläge, da ich meine Formulierungen als äquivalent ansehe. Ich finde nicht, dass der von ChatGPT verfasste Text besser ist. Er ist halt anders. Aber ich muss meinen Text ja nicht ändern, nur um ihn zu ändern.

Ich könnte jetzt noch Bard testen oder die Coda AI, aber ich denke nicht, dass sich die Ergebnisse groß unterscheiden werden. Man weiß einfach nicht, welche Kriterien die Künstliche Intelligenz den Verbesserungsvorschlägen zugrunde legt. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass die Technologie noch nicht so weit ausgereift ist, dass der Einsatz sich wirklich lohnt und ich hoffe, dass sich das in naher Zukunft ändert.

Andererseits geht es bei der Textbearbeitung ja auch sehr viel um Geschmack und Ästhetik und ich weiß nicht, ob man das von einer Künstlichen Intelligenz überhaupt erwarten kann. Ich jedenfalls schleife lieber weiter an meinem eigenen Stil. Dazu krame ich das Buch Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben* heraus, in das ich wirklich schon viel zu lange nicht reingeschaut habe. Was gibt es schöneres an einem verregneten Novembertag als ein gutes Buch zu lesen?

Jetzt Du!

Hast du schon KI-Editoren getestet? Wie fandest du sie?

Und die wichtigste aller Fragen: Sind meine Sätze wirklich zu lang?

3 Kommentare zu „Mein erster Text mit dem Hemingway KI Editor

  1. Oje, das sind ja tolle Aussichten, wenn wir irgendwann nur noch gleichgeschaltete Retortensätze zu lesen bekommen. Gerade die persönliche Note macht einen Blog doch aus! Und nein, deine Sätze sind nicht zu lang. Wir müssen uns eher Sorgen machen, wenn unser Bildungssystem es nicht mehr schafft, gewisse Grundkenntnisse zu vermitteln. So Dinge wie das Lesen von Sätzen mit mehr als drei Worten zum Beispiel. Und wer die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches besitzt, wird eh keinen ganzen Blogartikel lesen, da kannst du dir die “Verbesserungen” auch sparen 😉

  2. Nicht nur KI, selbst mein SEO-Tool Yoast moniert bei meinen Texten zu lange Sätze. Alles soll immer schnell und einfach les- und konsumierbar sein. Blöde Entwicklung.
    Doch – wer weiß? – vielleicht werden diese Tools immer besser und irgendwann sind sie eine echte Unterstützung. Noch stehen wir ja ganz am Anfang…
    LG Anne

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