„Mein Gehirn braucht Input, sonst habe ich das Gefühl, mein Gehirn löst sich auf.“ – Interview mit Simone Heydel

Würdest du dich als Multipotentialistin oder Scanner Persönlichkeit bezeichnen? Warum?

Ich bezeichne mich am liebsten als vielbegabt oder vielinteressiert. Der Begriff Scanner-Persönlichkeit ist mir 2015 begegnet und hat mir geholfen, zu verstehen, dass ich nicht komisch bin, sondern dass es noch andere wie mich gibt. Dass es nicht der Weltuntergang ist, wenn ich ständig neue Projekte anfange, ohne sie zu Ende zu bringen. Und dass ich so sein darf, wie ich bin.

Multipotentialistin hatte ich bis dato noch nicht gehört.

Was machst du beruflich? Kannst du zwischen Beruf und Privatem trennen?

Ich arbeite als psychologische Beraterin, veranstalte Workshops in Schweden und mische bei HYGGE at WORK mit. Berufliches und Privates trenne ich meistens nicht. Irgendwie funktioniert das für mich nicht, den Laptop zuzuklappen und dann nur noch privat zu sein.

Ich versuche, meine Interessen weitestgehend auch beruflich auszuleben: Natur, Schreiben, Kochen, Wissenschaft, Storytelling, Musik und Reisen. Und irgendwie ist mir das sogar gelungen.

Wieviele Projekte hast du gerade am Laufen?

Im Moment arbeite ich intensiv an meinem Coaching-Business, bei HYGGE at WORK und als Texterin. Ich habe gerade meinen eigenen Newsletter gestartet und finde es toll, mich hier austoben zu können, mit kleinen Geschichten, Wissenswertem aus der Psychologie, Tipps & Tricks zum Selbstcoaching, Selbständigkeit und so weiter.

Bei HYGGE at WORK geht es um die Verbesserung des Arbeitslebens, psychische Gesundheit und um Nachhaltigkeit. Dadurch kann ich weitere Interessen unterbringen. Wir sind im Dezember 2022 gestartet und haben noch viel vor: Workshops, Coaching, Community, Bücher und vielleicht bald ein eigenes Magazin.

Eigentlich möchte ich noch gerne für den Blog “Der Leiermann” schreiben, aber im Moment komme ich einfach nicht wirklich dazu. Da geht es um Kulturgeschichtliches, auch um meine Lieblingsthemen, wie Hexen, Friedhöfe, Aberglauben und sowas. Da bleibe ich auf jeden Fall dran. Denn dann kann ich in die Recherche für diese Themen eintauchen und spannende Artikel verfassen.

Für meine Workshops erstelle ich gerade Workbooks, damit die Teilnehmenden auch wirklich etwas für sich mitnehmen können. Und ich bin dabei, Mini-Kurse zu entwickeln, die ich dann online verkaufen werde. Kompaktes Wissen sozusagen.

Privat habe ich großen Spaß daran, aus “Küchenabfallen” neues Gemüse zu ziehen. Wie z. B. aus keimenden Knoblauchzehen, neuen Knoblauch und aus der Wurzel von Porree neuen Porree zu pflanzen.

Porree ziehen

Und last but not least: Eine meiner Schwestern ist Schneiderin und mein Kopf ist voller Ideen für Kleider und Hosen. Also werde ich da mitdesignen. Es handelt sich speziell um Kleidung für Gothics bzw. die “Schwarze Szene”.

Wie priorisierst du deine Projekte?

Das ist eine meiner größten Herausforderungen. Ich bin noch am Probieren, ob es mit einem Stundenplan klappen könnte oder mit einer simplen To-do-Liste. Alles, was mit Kunden oder Klienten zu tun hat, geht natürlich immer vor. Ansonsten bin ich manchmal ziemlich planlos und habe viele offene Baustellen.

Welche Tools nutzt du zur Organisation und Planung?

Ich habe schon sehr viele Tools ausprobiert. Irgendwie halte ich es nie lange mit einem aus. Eine Zeit lang fand ich Notion für die Planung ganz toll, aber da verliert man sich irgendwann in den ganzen Verzweigungen. Ich habe auch schon Habitica ausprobiert, um es auf die spielerische Art zu machen. Hat mir nach einer Weile aber nicht mehr gefallen.

Für Termine nutze ich jetzt Calendly und Microsoft bookings, für meinen Newsletter Active Campaign, für die Meetings habe ich Zoom und Teams zur Verfügung.

Bei HYGGE at WORK probieren wir gerade Discord für die Kommunikation im Team. Mit Texter-Kunden benutze ich gerne Asana, um die anstehenden Aufgaben abzuarbeiten.

Um meine täglichen Aufgaben in den Griff zu bekommen, bin ich gerade von Todoist begeistert. Es ist einfach zu bedienen, ohne viel Schnickschnack und sendet sogar Erinnerungen. Das hilft mir im Moment sehr, alle Projekte im Auge zu behalten.

Hast du Rituale, die dir helfen, dich zu fokussieren?

Ich höre immer Musik oder Hörspiele zum Arbeiten an. Wenn ich mich richtig konzentrieren muss, habe ich auch schon spezielle Konzentrations-Playlists angehört. Meistens nervt mich aber diese Art von Musik. Ich arbeite am besten mit Gothic, Synthpop oder finnischem Melodic-Death-Metal.

Damit mir keine Idee verloren geht, habe ich immer ein Notizbuch und einen Stift  bereitliegen. Ich schreibe das dann schnell auf und mache mit meiner Aufgabe weiter. Vorher habe ich dann immer erst was zum Schreiben gesucht und war komplett abgelenkt.

Am besten nachdenken kann ich, wenn ich mir meine Gedanken aufmale, oder auch etwas ganz anderes zeichne. Das ist vielleicht ein bisschen so, wie das Kritzeln während man telefoniert.

Setzt du dir selbst Herausforderungen oder ergeben diese sich von allein?

Als Selbständige begegne ich natürlich täglich neuen Herausforderungen. Ständig muss ich über meinen Schatten springen und neue Dinge wagen. Da ich mich eher als introvertiert bezeichnen würde, ist das manchmal echt hart für mich.

Privat setze ich mir oftmals selbst Herausforderungen. 2014 bin ich zum ersten Mal alleine verreist, weil ich nicht mehr warten wollte, bis jemand Zeit hat. Und 2021 habe ich mich selbständig gemacht, weil ich mich nicht wieder auf eine Stelle bewerben wollte, die ich eigentlich gar nicht will. Perfekt vorbereitet war ich definitiv nicht.

Nach mehr als 10 Jahren Fahrangst habe ich mich 2019 wieder hinters Steuer gesetzt und bin im gleichen Jahr alleine nach Dänemark und Nordfriesland gefahren. So habe ich einen großen Teil meiner Unabhängigkeit wieder zurückbekommen.

Ich liebe Herausforderungen. Sie bringen mich vorwärts und zeigen mir, dass ich meine Ängste überwinden kann. Egal, ob sie sich von selbst ergeben oder nicht.

Boot fahren

Wie wichtig ist es dir, Neues zu lernen? Wie setzt du das in deinem Alltag um?

Neue Dinge zu lernen, ist mir sehr wichtig. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und möchte am liebsten alles wissen. Am liebsten lerne ich neue Sprachen, denn das öffnet gleichzeitig Türen in fremde Welten. Dafür benutze ich Bücher und Vokabel-Apps. Im Moment lerne ich Schwedisch. Meine nächste Herausforderung soll dann Finnisch werden.

Statt Netflix sehe ich mir lieber Dokumentationen an, damit ich wenigstens was lerne, wenn ich vor dem Fernseher sitze.

Manche Interessen entdecke ich auch durch Gespräche mit anderen Menschen oder ich stolpere über einen interessanten Artikel über Heimwerken oder was auch immer.

Mein Gehirn braucht Input, sonst habe ich das Gefühl, mein Gehirn löst sich auf. Ein Job, bei dem ich jeden Tag das Gleiche machen muss, wäre somit mein Untergang. Aber den hab ich ja zum Glück nicht.

Wann bist du mit einem Thema oder Projekt durch?

Ein Projekt ist für mich beendet, wenn ich mich nicht weiterentwickeln kann oder ich das Interesse verliere. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel habe ich mir vielleicht mehr davon versprochen, als dann tatsächlich dabei rausgekommen ist. Oder es ist einfach langweilig.

Manchmal beende ich auch etwas, wenn ich merke, dass meine Mitstreiter nicht mehr mitziehen. Meistens habe ich aber eigene Projekte.

Beim Gärtnern ist es einfacher: Das Projekt endet natürlich mit der Ernte.

Wie sieht dein idealer Tag aus?

Mein idealer Tag beginnt immer ohne Wecker. Ich habe zum Glück die Möglichkeit, auszuschlafen (ich bin eine Eule). Dann mache ich mir Frühstück und einen groben Plan für den Tag.

Mittags gehe ich gerne eine Runde spazieren, um den Kopf freizukriegen und neue Energie zu tanken.

Später gibt es ein fantastisches Abendessen mit der Familie. Danach lese ich manchmal oder sehe fern.

An einem idealen Tag findet vielleicht noch irgendwo ein tolles Konzert statt, zu dem ich mich dann aufmache. Oder ich treffe Freunde auf ein Glas Wein und ein interessantes Gespräch.

Für mich kann ein Arbeitstag genauso ideal sein, wie ein Tag im Urlaub.

Unterstützt dein Umfeld deinen Lifestyle? Oder begegnest du oft Unverständnis?

Anfangs war es für einige vielleicht nicht vorstellbar, dass ich ortsunabhängig arbeiten und leben will. Aber mittlerweile finden es die wichtigsten Menschen in meinem Leben super.

Meine Familie unterstützt mich und mein Partner lässt auch mich meinen Träumen folgen.

Ich vermute, dass ein paar Menschen kein Verständnis für meinen Lifestyle haben werden, aber das ist mir egal. Es ist ja mein Leben und nur das zählt.

Was ist Erfolg für dich? Wie wichtig ist es dir, erfolgreich zu sein?

Früher habe ich gedacht, dass Erfolg sichtbar sein muss. Sei es ein tolles Auto oder ein Haus mit Pool.

Heute bedeutet Erfolg für mich, mich selbst zu verwirklichen; mich weiterzuentwickeln und nicht stehenzubleiben. Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich wieder ein Projekt vorantreiben kann oder zumindest alles erreicht habe, was ich wollte.

Mir ist wichtig, dass ich später mal nichts bereue. Ein erfolgreiches Leben ist für mich ein Leben ohne Reue. Ich möchte alles mal ausprobieren, Spaß haben und niemals aufhören, neugierig zu sein.

Mehr über Simone

Meine Webseiten: www.textezauberei.de und www.kopfausmisten.de

HYGGE at WORK: www.hygge-at-work.de

Die Website meiner Schwester: www.zwirndreha.de (ist noch under construction)

Linkedin: https://www.linkedin.com/in/simonejheydel-texterin/

Instagram: https://instagram.com/kopfausmisten

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