Dieser Artikel ist der zweite Teil einer Artikelserie, die unter dem Motto “Karrieretipps aus Märchen” steht. In vielen Märchen geht es um Personen, die nach einer Reihe von Widrigkeiten und Herausforderungen zu großen Erfolgen gelangt sind. Daher werden wir verschiedene Märchen untersuchen und gucken, was man aus ihnen im 21. Jahrhundert für die eigene Karriere lernen kann.
Im ersten Beitrag der Serie beschäftigten wir uns mit Rumpelstilzchen. In diesem Artikel wird es um Rapunzel gehen.
Zusammenfassung des Märchens
Rapunzels Mutter gelingt es in ihrer Schwangerschaft nicht, ihren schwangerschaftsbedingten Heißhunger und Appetit auf die im Garten der Nachbarin wachsenden Rapunzeln zu zügeln. Hierbei handelt es sich entweder um Feldsalat oder um die Rapunzel-Glockenblume, die früher ebenfalls als Salatpflanze angebaut wurde. Ihr Mann ist jedoch nicht stark genug, sich ihr zu widersetzen.
Als er den Salat für seine Frau zum wiederholten Male aus dem Garten einer Zauberin stehlen will, wird er von dieser ertappt und muss ihr zur Strafe (und aus Angst und um ihrem Zauber oder der Bloßstellung als Dieb zu entgehen) sein Kind versprechen. Gleich nach der Geburt holt sie sich das Neugeborene, gibt ihm den Namen Rapunzel, und als das Mädchen zwölf Jahre ist (zu Beginn der Pubertät vor der „Entwicklung zur Frau“), sperrt sie es in einen abgelegenen türlosen Turm.
Die einzige Möglichkeit, in ihn hineinzugelangen, besteht darin, dass Rapunzel auf Zuruf ihr langes Haar vom Dachfenster herunterlässt, sodass die Zauberin daran hinaufklettern und sie mit Nahrung versorgen kann.
Ein Königssohn, angezogen von Rapunzels schönem Gesang, belauscht sie, imitiert die Rufformel der Zauberin („Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter!“), zieht sich zu dem schönen Mädchen hinauf und gewinnt dessen Liebe. Als Rapunzel sich daraufhin gegenüber der von ihr „Frau Gothel“ genannten Zauberin verplappert, schneidet ihr die Hexe das Haar ab und verbannt sie in eine Wüstenei.
Dann versteckt sich die Zauberin im Turm, wartet auf den Königssohn, lässt ihn an Rapunzels Zopf zu sich heraufklettern und erschreckt und verhöhnt den Prinzen dermaßen, dass er in seiner Verzweiflung vom Turm springt, sich in einem Dornengestrüpp beide Augen verletzt und erblindet.
Wehklagend irrt er nun durch die Welt, bis er durch Zufall zu Rapunzels Gefängnis gelangt und das Mädchen an seinem Gesang wiedererkennt. Als ihre Tränen seine Augen benetzen, wird er von seiner Erblindung geheilt und führt Rapunzel glücklich heim in sein Königreich.
(Quelle: Wikipedia)
Figuren und Erkenntnisse
Rapunzels Eltern
Von Rapunzels Eltern könnte man wohl am ehesten noch lernen, wie man es nicht machen sollte, könnte man auf den ersten Blick meinen. Schließlich handeln sie egoistisch und höchst illegal und werden im Märchen durch den Verlust ihres Kindes bestraft. Egoistisch zu sein, ist im Job jedoch wichtig, schließlich haben wir finanzielle Verpflichtungen, denen wir nachkommen müssen.
Damit wir nicht wie Rapunzels Eltern bestraft werden, versteht es sich von selbst, dass wir unsere Interessen auf legalem Weg vertreten und nicht einfach Salat aus dem Firmengarten stehlen können, wenn uns danach ist. Wir sollten uns aber auf Vorstellungsgespräche und Verhandlungen gut vorbereiten, um unsere eigenen Interessen durchsetzen zu können.
Die Zauberin
Die Zauberin ist die dominanteste und aktivste Person in diesem Märchen. Sie handelt nicht egoistisch, sondern eher launisch und willkürlich. Sie nimmt Rapunzels Eltern ihr Neugeborenes, kümmert sich um das Kind und sperrt es in einen Turm, als sie sich dem Erwachsenenalter nähert. Man könnte hier von irrationaler Verlustangst sprechen, aber dies soll ja keine psychologische Analyse sein, sondern Karrieretips.
Also halten wir fest: Auch die Hexe scheitert. Ihre Strategie, das Mädchen vor der Welt zu verbergen, schlägt fehl und schon bald steht ein schöner Prinz vor Rapunzels Turm und will sie zu seiner Frau nehmen. Was man Frau Gothel zu Gute halten muss, ist, dass sie eine wirklich kreative und originelle Strategie hat, um ihre Ziele umzusetzen. Dass sie scheitert, zeigt nur, dass der beste Plan nach hinten losgehen kann, wenn er Eventualitäten und Risiken nicht berücksichtigt.
Da Kreativität eine Hauptqualifikation in der neuen Arbeitswelt ist, können wir uns von der Zauberin in jedem Fall eine Scheibe abschneiden und wir sollten auch die Wichtigkeit einer (beruflichen) Strategie nicht unterschätzen. Wer Ziele erreichen will, braucht einen Plan oder muss zumindest einen Weg sehen, den er/sie gehen kann. Das gilt für kleine und große Ziele gleichermaßen.
Rapunzel
Rapunzel selbst scheint die passivste Person im Märchen zu sein. Täuscht das? Mit ihrem Gesang lockt sie immerhin einen Prinzen an und schafft es, ihn auch wieder zurück zu gewinnen. Doch tut sie das absichtlich? Oder lebt sie einfach nur in den Tag hinein und genießt ihre Einsiedelei?
So oder so können wir festhalten, dass Rapunzel das Beste aus den seltsamen Umständen macht, in die sie hineingezwungen wird und sie das letztlich zum Erfolg führt. Auch wir müssen uns manchmal mit widrigen Bedingungen abfinden, es läuft im Leben schließlich selten so, wie gedacht, und sollten wie Rapunzel fröhlich bleiben und singen.
Prinz
Auch der Prinz verfolgt Ziele in diesem Märchen. Ob er nun aktiv auf Partnersuche ist oder sich nur zufällig in die schöne Rapunzel verliebt, können wir nicht sagen. Fakt ist: Er sieht sie und will sie zur Frau nehmen. Dafür hat er zunächst einmal die Situation genau studiert: So ein türloser Turm ist schon eine Herausforderung, wenn man hineinwill. Doch durch Beobachtung und Nachahmung gelingt es ihm, in den Turm zu gelangen.
Das schreit doch geradezu nach der Wichtigkeit von Weiterbildung und lebenslangem Lernen, die auch in unserer schnelllebigen, sich ständig verändernden Umwelt zum Motto geworden sind. Dabei wird die Bedeutung von Vorbildern jedoch häufig unterschätzt. Es ist aber ein Fakt, dass wir durch Nachahmung am meisten lernen und deswegen ist mein persönlicher Tipp an dieser Stelle, nach Vorbildern und Mentor*innen Ausschau zu halten.
Weitere Gedanken
Bewusst verzichte ich auf den Rat, niemals aufzugeben, den man sowohl dem Prinzen als auch Rapunzel unterstellen könnte. Doch aus der Geschichte geht nicht hervor, ob die beiden wirklich auf ein Wiedersehen hoffen oder ob sie sich mit ihrem Schicksal abfinden und von der positiven Wendung überrascht werden. Ich habe lange Zeit daran geglaubt, dass man niemals aufgeben sollte, doch ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Manche Sachen sollte man besser hinter sich lassen.
Daher möchte ich zu kritischem Hinterfragen anregen: Möchtest du in dieser Situation verbleiben, dieses Leben so weiterleben, dieses Ziel verfolgen oder ist es nur eine Gewohnheit, in der du verharrst und die dir vielleicht schadet? Nur weil wir etwas immer so gemacht haben, muss es nicht so bleiben. Das Schicksal hält nicht nur für Rapunzel überraschende Wendungen bereit und vielleicht landest du am Ende ganz woanders als du gedacht hast: in einem neuen Königreich.

Fazit
Wir haben aus diesem Märchen gelernt, unsere Ziele und Interessen zu verfolgen, strategisch zu denken, das Leben zu genießen und uns kontinuierlich weiterzubilden. Ich bin selbst überrascht, dass in so einer Geschichte, eine komplette Lebensphilosophie steckt. Es hat mir großen Spaß gemacht, dieses Märchen zu analysieren und ich werde mir schon bald das nächste vornehmen.
Bis dahin interessieren mich deine Ideen: Was kann man noch aus diesem Märchen lernen? Ist dir vielleicht ein ganz anderer Punkt aufgefallen?
Schreib mir gern einen Kommentar! <3