Manchmal ist es gar nicht so einfach, das zu tun, was nötig ist. Und obwohl es völlig offensichtlich und klar ist, was der nächste Schritt ist, kriegt man sich einfach nicht überwunden, ihn in die Tat umzusetzen. Auch mir fällt es nach der langen Sommerpause ganz schön schwer, wieder in die Schreibroutine zu kommen. Daher dachte ich mir, wir packen die Gelegenheit beim Schopf und sprechen mal über Motivation und Antrieb.
Aber jetzt habe ich leider keine Lust mehr, diesen Artikel weiterzuschreiben…
Kleiner Scherz. Ich werde natürlich weiterschreiben. Irgendwann bestimmt. Denn das ist der Punkt: Wenn die Sache wichtig genug ist, wird sie dich verfolgen und nicht locker lassen, bis du sie endlich angegangen hast. Manchmal geht das schneller, manchmal dauert das länger. Und es schadet sicher nicht zu akzeptieren, dass wir nur Menschen und manchmal eben auch am Limit sind.
Abwechslung statt Prokrastination
Was gar nicht hilft – und damit kenne ich mich richtig gut aus – ist, sich selbst Vorwürfe zu machen und sein ganzes Leben infrage zu stellen. Nein, du bist kein Versager, nur weil du diese Aufgabe gerade prokrastinierst. Man kann aus dem Prokrastinieren sogar richtig viel Profit schlagen, es gibt Leute, die haben ein Buch darüber geschrieben: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin.
In diese Kerbe möchte ich mit meinem Blog auch schlagen: Ich denke, Abwechslung ist der Schlüssel zu einem erfüllten Leben und wenn du bei einem Projekt gerade nicht weiter kommst, ist das kein Weltuntergang. Erstens ist morgen auch noch ein Tag und zweitens kannst du dich in dieser Zeit mit etwas anderem beschäftigen.
Sozialkontakte pflegen, Entspannung oder Haushaltsliebe sind wichtige Aspekte des Lebens, die wir im Produktivitätswahn nicht aus den Augen verlieren sollten. Manchmal ist man einfach überarbeitet und kann sich auf gar nichts konzentrieren. Das ist okay und absolut in Ordnung. Wenn du genug Energie hast, um ein anderes Projekt zu verfolgen, umso besser! Wenn nicht, tu dir was Gutes! Das schadet nie 🙂
Aller Anfang ist schwer
Aber ich möchte auch folgenden kontroversen Impuls in den Raum werfen:
Wer hat dir gesagt, du müsstest dich gut fühlen, wenn du diese Sache erledigst?
Den ersten Schritt zu gehen, macht fast nie Spaß! Im Gegenteil, es kostet Überwindung.
Ich merke das sehr deutlich bei diesem Blogpost. Ich hatte überhaupt keinen Bock, ihn zu schreiben. Ich habe gejammert, gemeckert und geflucht und dann habe ich mich hingesetzt und in die Tasten gehauen. Das werde ich in mühsamer Kleinarbeit später revidieren und überarbeiten, damit ihr einen tollen Blogpost lesen könnt, aber erst einmal ist es wichtig, den ersten Schritt zu machen.
Also wein und jammer so viel du willst, sei ängstlich und fühl dich unwohl und dann mach es trotzdem! Es ist wichtig kleine Schritte zu gehen, die interne Qualitätskontrolle auszuschalten und einfach irgendwas zu tun, was in die richtige Richtung führt. Wenn du dann drin bist, könnte es passieren, dass dich der Flow erfasst und du dich richtig gut fühlen wirst. Dieses tolle Gefühl wäre dir entgangen, wenn du dich nicht durchgerungen hättest, den ersten Schritt zu machen.
Wir sind, was wir wiederholt tun
Die Leute sagen, man soll es sich so einfach, wie möglich machen und seine Umgebung so einrichten, dass man sich unmöglich drücken kann. Stell die Laufschuhe am Abend schon raus und zwar so, dass du darüber stolperst, leg die Gitarre in dein Bett, sodass du nicht schlafen gehen kannst, ohne geübt zu haben oder kaufe nur gesunde Snacks, sodass du nicht in Versuchung gerätst, zu naschen.
Du kannst sogar noch einen Schritt weiter gehen und dich nach der Pawlowschen Methode konditionieren, indem du zwei Gewohnheiten miteinander verknüpfst. Bei Pavlovs Hund tritt der Speichelfluss ein, sobald die Glocke läutet. Diesen Effekt kannst du dir zunutze machen, indem du ein kleines Ritual einführst.
Für viele Künstler ist so ein Ritual zum Beispiel das Reinigen der Stifte vor der Arbeit oder das Stimmen des Instruments, das Einsingen, das Warmup, du könntest aber auch ein bestimmtes Lied hören, ein Mantra aufsagen oder deine Zähne putzen. Und immer danach beschäftigst du dich mit “der” Sache. Dann wirst du mit der Zeit immer, wenn du dieses Lied hörst, den Drang verspüren, dich an die Arbeit zu machen. Blöd wenn du in der Disco bist. Aber sonst ist es eine sehr hilfreiche Technik!
Fortschritte dokumentieren und Erfolge visualisieren
Was ebenfalls langfristig helfen kann, ist das Dokumentieren deiner Fortschritte. Führe eine akribische Statistik über deine Arbeit. Notiere dir jeden Tag, wieviele Wörter dein Dokument umfasst und siehe zu, wie es wächst, führe eine To-Do-Liste und freue dich darüber, wieviele Elemente du bereits abgehakt hast, nimm Videos auf, die zeigen, wie sehr du dich im Laufe der Zeit verbessert hast. Lies meinen Artikel über Erfolgserlebnisse, um mehr darüber zu erfahren.
Wenn du gerade fest steckst, atme kurz durch und visualisiere das Ergebnis deiner Aufgabe: Wie wirst du dich fühlen, wenn die Küche sauber und ordentlich aussieht, das Buch fertig geschrieben oder die Arbeit schlicht und ergreifend erledigt ist und du Feierabend machen kannst? Tauche in dieses Gefühl ein und nutze es, um wieder in Schwung zu kommen.
Um mir nicht so viel Druck zu machen, nehme ich mir zum Beispiel schon lange nicht mehr vor, jetzt einen bestimmten Artikel fertig zu stellen, sondern ich investiere einfach eine halbe Stunde Zeit in ihn. Das kann heißen, dass ich wie eine Kuh vorm Scheunentor sitze und mir Gedanken zu dem Thema mache, recherchiere oder brainstorme. Aber schon nach wenigen Augenblicken, haut ein Teil von mir, plötzlich ganz von allein in die Tasten und ich stelle irgendwann fest, dass ich einen ersten Entwurf fertig habe.
Zerdenke es also nicht und versuche mit deiner Aufgabe oder deinem Material zu spielen. Wie so ein Spiel aussehen könnte, hängt natürlich sehr stark von der Aufgabe ab und ich werde mir dazu noch ein paar Beispiele überlegen, denen ich einen eigenen Artikel widme. Vielleicht hast du ja eine gute Idee, wie du deine Aufgabe gestalten könntest, damit sie mehr Spaß macht. Schreib mir dazu gern einen Kommentar!
Langfristige Lösungen
Falls du öfter mit Motivationsproblemen zu kämpfen hast, solltest du versuchen, an die Wurzel des Problems zu gelangen. Finde heraus, was dich so belastet: Ist es Perfektionismus, Leistungsdruck, Ärger auf dich selbst, Orientierungslosigkeit, unklare Prioritäten, Sorgen oder etwas ganz anderes? Klar hat niemand von uns ein perfektes Leben, aber wenn du mit anhaltender Antriebslosigkeit zu kämpfen hast, kann das auch gesundheitliche Gründe haben. Je schwerwiegender deine Situation ist, desto wichtiger ist es, dir Hilfe zu suchen.
Davon abgesehen gibt es auch viele praktische Dinge, die man ändern kann, um sich langfristig wohler bei der Arbeit zu fühlen: Ist dein Arbeitsumfeld unbequem, brauchst du einen neuen Stuhl, einen besseren Monitor oder vielleicht eine Brille? Ist dein Schreibtisch immer unordentlich? Oder fühlst du dich in diesem Raum einfach nicht wohl? Schläfst du genug? Wie wäre es mit mehr Bewegung? Brauchst du mehr Pausen? Wirst du ständig abgelenkt? All das sind Faktoren, die wir beeinflussen können und die unsere Motivation nachhaltig verbessern können.
Zusammenfassung
Wenn du schon seit langem keine Lust hast, kann folgendes helfen:
- Finde heraus, was dich belastet.
- Lass dich vom Hausarzt abchecken.
- Bewegung und Schlaf können wahre Wunder bewirken.
- Verändere deine Arbeitsumgebung.
- Dokumentiere deine Fortschritte.
- Führe ein Erfolgstagebuch.
- Sorge für Abwechslung in deinen Aufgaben.
Wenn du gerade jetzt auf diese eine Sache keine Lust hast, sie aber unfassbar wichtig oder dringend ist, kannst du folgendes tun:
- Mach es einfach. Fluche, jammere oder schimpfe, aber tu es trotzdem.
- Überwinde dich, den ersten Schritt zu machen, danach wird es leichter.
- Tu irgendwas, das dich in die richtige Richtung bringt, um dir den Einstieg zu erleichtern.
- Erfinde ein Ritual, das dich auf die Aufgabe einstimmt.
- Richte deine Umgebung so ein, dass du über die Aufgabe stolperst und sie unvermeidlich wird.
- Visualisiere das Ergebnis deiner Aufgabe. Wie wirst du dich fühlen, wenn du sie erledigt hast?
- Überlege dir, wie du deine Aufgabe spielerisch gestalten könntest.
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Ein Kommentar zu „Motivationsprobleme überwinden – Was hilft, wenn du keine Lust hast?“